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Gehörlosenseelsorge in der Evangelischen Kirche von Westfalen

24.09.2025

Besuch in einer Moschee

ein beeindruckendes Erlebnis

Im vergangenen Jahr haben wir die Synagoge (jüdisch) in Paderborn besucht. Dann hat sich die Gemeinde gewünscht: Wir möchten in diesem Jahr eine Moschee anschauen. In einer Moschee treffen sich Muslime zum Gebet. Ihre Religion ist der Islam.
Vor der Moschee begrüßt uns Frau Mert. Sie trägt eine Art beigen Mantel und ein Kopftuch. Sie führt uns in einen Vorraum und erklärt: „Dies ist kein typischer Moscheebau. Das war früher ein normales Haus. Von hier aus geht es in den Gebetsraum und in die Teestube der Gemeinde.“
An der Wand stehen halbhohe Regale. Die sind für die Schuhe. Bevor man in den Gebetsraum geht, muss man die Schuhe ausziehen.
Im Gebetsraum liegt roter Teppichboden mit breiten weißen Streifen. Es gibt keine Bänke oder Stühle. Für uns stehen da Hocker, auf die wir uns setzen können. Hier begrüßt uns auch der Imam der Gemeinde. Ein Imam ist so etwas ähnliches wie ein Pastor. Er ist aus der Türkei und arbeitet für 5 Jahre in Deutschland, dann muss er wieder zurück. Wir sind in einer DITIB-Moschee. Das bedeutet: der türkische Staat unterstützt die Moschee. Es gibt in Paderborn noch andere Moscheen und muslimische Gemeinden. Dieser Imam ist erst 2 Jahre hier und kann noch nicht so gut deutsch. Deshalb übersetzt Frau Mert für ihn und für uns. Sie ist vor vielen Jahren als 10jähriges Mädchen mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Sie arbeitet als Krankenschwester im Vincenz-Krankenhaus in Paderborn und hilft ehrenamtlich in der muslimischen Gemeinde.
Sie erklären uns: Wir sind im Gebetsraum der Männer. Die Frauen und Kinder haben oben einen Gebetsraum. Frauen und Männer beten getrennt. Grund: Muslime stehen beim Gebet sehr nah nebeneinander, Schulter an Schulter. Und Männer sollen nicht durch den Anblick einer Frau abgelenkt werden. Ein Muslim soll 5mal am Tag beten. Man kann überall beten, aber Allah (muslimischer Name für „Gott“) sieht es besonders gern, wenn man in Gemeinschaft betet. Vor dem Gebet muss man sich rituell waschen: Das Wasser muss aus dem Wasserhahn fließen. Man muss immer mit der rechten Seite anfangen. Die Arme muss man sich bis zum Ellenbogen waschen, die Füße auch zwischen den Zehen, Gesicht, Nase und Ohren. Man betet vor der Gebetsnische. Die Gebetsnische ist nach Mekka ausgerichtet. Das ist eine Stadt in Saudi-Arabien. Dort wurde der Prophet Muhammad geboren. Dort bekam er von Allah den Auftrag den Koran aufzuschreiben. Der Engel Gabriel hat ihm dabei geholfen.
Der Koran (deutsch: vorlesen, vortragen) ist das heilige Buch der Muslime. Es ist arabisch geschrieben, von rechts nach links. Die Seiten sind schön geschmückt. Der Imam und Frau Mert haben uns verschiedene Koranausgaben gezeigt, eine mit deutscher Übersetzung. (Foto)
Wir haben auch viele Fragen gestellt:
Warum tragen Sie ein Kopftuch? Antwort: Das ist ein Schutz. Männer sollen mich nicht begehrlich als Frau ansehen. Zuhause ziehe ich an, was mir und meinem Mann gefällt.
Feiern Sie auch Weihnachten, Ostern und Pfingsten? Antwort: Nein, das sind christliche Feste. Wir feiern muslimische Feste. Das sind der Fastenmonat Ramadan und das Opferfest. Der Fastenmonat Ramadan dauert 30 Tage. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dürfen wir nichts essen, nichts trinken, nicht rauchen und keinen Geschlechtsverkehr haben. Wenn der Monat vorbei ist, feiern wir ein Fest. Ramadan richtet sich nach dem Mondkalender. Im nächsten Jahr ist es vom 17. Februar bis 18. März. Beim Opferfest werden Schafe, Ziegen, Rinder oder Kamele geschlachtet. Und wir spenden Geld, damit auch Muslime in armen Ländern das Opferfest mit Fleisch feiern können.
Wie wird man Muslim? – Antwort: Die Jungen werden beschnitten. Es ist gut, wenn sie noch als Baby beschnitten werden, damit sie den Schmerz nicht bewusst erleben.
Dann ist es Zeit für das Nachmittagsgebet. Wir dürfen beim Gebet zuschauen. Ein paar Männer kommen herein und stellen sich dicht nebeneinander vorne auf den ersten hellen Teppichstreifen. Der Imam steht in der Gebetsnische. Ab und zu knien sie sich hin und berühren mit der Stirn den Boden. Der Imman trägt singend und auswendig Gebete und Abschnitte aus dem Koran vor. Wir hören das nicht, aber wir spüren eine ganz besondere Stimmung. Eine Frau hat später gesagt: „Ich hatte Gänsehaut.“
Zum Schluss haben ein paar von uns noch die Teestube besucht und türkischen schwarzen Tee getrunken. Wir danken der muslimischen Gemeinde, dass wir die Moschee anschauen konnten und sie uns viele Fragen beantwortet haben.

Text: Heike Kerwin/Fotos: Kleinemeier, Kolerski, Freisinger.